Um ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Schwalbe zu fördern, wurde durch den NABU die Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" ins Leben gerufen. Der NABU zeichnet all diejenigen Hausbesitzer mit einer Plakette aus, die Schwalben an ihren Gebäuden brüten lassen oder zum Beispiel durch das Anlegen einer Lehmpfütze sogar fördern. Insbesondere Pensionen, Hotels, Gaststätten, Bauern-
oder Reithöfe können von der am Haus gut sichtbar angebrachte Plakette profitieren, welche sie als schwalben- und somit auch naturfreundlichen Betrieb auszeichnet.
Alle schwalbenfreundlichen Cafés, Restaurants oder Ferienunterkünfte werden, sofern gewollt, auf der NABU-Internetseite veröffentlicht. Interessierte Urlauber können sich so ganz leicht über
schwalbenfreundliche Unterkünfte informieren.
Mehr Informationen finden Sie auch unter www.NABU.de/Schwalben
Über 80 Mehlschwalbennester zieren den Stall von Gisela und Karl Schulze aus Neu Golm. Mehr als als sechszehn von ihnen sind bis zum Schluss noch besetzt gewesen. "Die letzten Schwalben mit ihrem Nachwuchs sind gerade erst am Wochenende nach Süden aufgebrochen", erzählt der Landwirt. "Dabei war es in diesem Jahr nicht einfach, die Jungen großzuziehen. Einige Jungen haben wir in unserem Bad aufgepäppelt, mit Wasser und selbstgefangenen Fliegen." Und gerade als Insekten-, besonders Mückenvernichter, sind die wahren Flugkünstler bekannt. "Schon mein Großvater hat mir beigebracht, dass Schwalben einfach dazugehören, will man nicht von Insekten gepiesackt werden", so Karl Schulze.
"Leider werden Nistmöglichkeiten und Nester von Schwalben immer wieder gerade bei Haussanierungen zerstört", erklärt Stephan Wende vom NABU-Kreisverband. "Die Vögel werden als natürliche Insektenvertilger nicht wertgeschätzt. Schade eigentlich!" Dabei sei es so einfach, Nistmöglichkeien zu schaffen. "Ein einfaches Brett mit einer Kantenlänge von zwölf mal zwölf Zentimeter an einer Wand angebracht, kann eine ausreichende Stütze für das nach oben offene Lehmnest der Mehlschwalbe sein. Und ein Kotbrett darunter hilft, die Hauswände sauber zu halten. Im Übrigen ist der Kot auch ein ausgezeichneter Blumendünger", weiß er zu berichten.
Mit der NABU-Plakette "Schwalben willkommen!" zeichnet der NABU Familien und Unternehmen aus, die sich bewusst für ein Miteinander von Schwalben und Menschen in ihrer täglichen Umgebung entschieden haben. "Bewerbungen und weitere Vorschläge dafür nehmen wir als Kreisverband sehr gerne an!" Dies hilft, einen Überblick über den Schwalbenbestand zu erhalten. "Wir erfassen die Brutstellen und zählen den Nachwuchs der drei in unserer Region heimischen Arten: der Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Uferschwalbe", erzählt die Fürstenwalder Vogelexpertin und Naturschützerin Heidemarie Stabernack.
Wichtig ist auch, Tümpel und Wasserlöcher in der Landschaft zu erhalten. Denn die Vögel brauchen diese und den feuchten Schlamm in ihnen, um ihre Nester zu bauen und auszubessern. "Früher gab es in Neu Golm allein drei Tümpel – heute gar keinen mehr", erzählt Karl Schulze und füllt die Wassertonne auf seinem Hof für seine gefiederten Stallbewohner auf.
Hinweise auf weitere Schwalbennistplätze und für Auszeichnungen mit der Plakette "Schwalben willkommen!" können an info@nabu-fuerstenwalde.de und (03361) 736119 gesendet werden.
Stephan Wende, 2015
von Heidemarie Stabernack, Sept. 2015
Nach der Umstrukturierung des Kreisverbands Fürstenwalde, infolge des Todes unseres langjährigen Vorsitzenden Heinz Müller, übernahm ich im Frühjahr 2013 die Aufgabe, mich um das
Projekt „Schwalben willkommen“ zu kümmern. Anfangs herrschte wohl die Vorstellung, eine gute Arbeit unseres Kreisverbands würde sich in der Vergabe möglichst vieler Schwalbenplaketten widerspiegeln. Aber so einfach war die Sache nicht!
Um mir selbst einen Überblick über den Brutbestand der Rauch- und Mehlschwalben im Kreisgebiet (Altkreis Fürstenwalde) zu verschaffen, unternahm ich in den Sommermonaten 2013 und 2014 viele Radtouren, vor allem in die Region nördlich und östlich von Fürstenwalde. War ein Schwalbenbrutplatz zu erkennen, und ich konnte die Bewohner des Grundstücks z.B. im Garten entdecken, sprach ich sie auf die Schwalben an. Dabei ergaben sich oft nette Gespräche, bei denen mir die Leute gern über „ihre“ Schwalben berichteten, mir die Nester zeigten und erfreut waren, weil jemand Interesse zeigte und ihre Schutzbemühungen für die Schwalben würdigte. An einer Schwalbenplakette bestand jedoch kein Interesse.
Oft bekam ich zu hören: „Was soll ich denn mit einer Schwalbenplakette?“ oder „Wo Tiere gehalten werden, da gibt es auch Schwalben.“
Dagegen beantragten 2 Agrarbetriebe gern eine Schwalbenplakette, die für sie sicher auch eine Werbung für ihre Produkte (Verkauf am Standort) bedeuten konnte. Insgesamt wurden bisher 4 Schwalbenplaketten vergeben bzw. beantragt, davon je 2 für Agrarbetriebe und 2 für Privatpersonen. Als hilfreich erwies sich unser NABU-Stand beim Dorffest in Steinhöfel, wodurch der Kontakt zur Beantragung beider Schwalbenplaketten 2015 zustande kam.
Schwalben-Opa
In einem kleinen Dorf östlich von Fürstenwalde traf ich Ende Juli 2014 einen älteren Herrn, den ich Schwalben-Opa nennen möchte. Da er an diesem Wochenend-Nachmittag gerade Besuch hatte, wurde mir ausführlich von all seinen „Verrücktheiten“ berichtet.
Schwalben-Opa hielt auf seinem Hof einige Kaninchen und Gänse, und in einem Stallgebäude befanden sich ca. 20 Rauchschwalbennester. Für die Kaninchen hatte er extra einen „Sommerstall“ gezimmert, denn solange die Rauchschwalben anwesend waren, mussten die Kaninchen das Stallgebäude für die Schwalben räumen, damit das Futter und das Fell der Tiere nicht durch Schwalbenkot verschmutzt würde.
Obwohl ausreichend kleinere Einflugöffnungen (Lüftungslöcher) im Backsteinbau des Stalls vorhanden waren, standen alle drei Türen des Stallgebäudes weit offen, weil es für die Schwalben „doch bequemer so“ war.
Gleich angrenzend an den Hof gab es einen Tümpel, der den Schwalben zum Trinken und zum Sammeln von Schlamm für den Nestbau diente. Leider war dieser Tümpel mit Schilf ziemlich zugewachsen. Also schaffte sich Schwalben-Opa einige Gänse an, deren Aufgabe das Kurzhalten des Schilfs war, damit die Schwalben wieder eine offene Wasserfläche zum Trinken vorfanden.
Schließlich war der nicht mehr benötigte Elektroanschluss im Stall zurückgebaut und dabei auch das Kabel vom Hausgiebel zum Stall gekappt worden. Aber so ging das nicht! Wo sollten denn die Schwalben sitzen? Also musste das Kabel wieder angebracht werden, weil die Schwalben doch so gern auf Leitungsdrähten sitzen!
Auch eine besonders intelligente Schwalbe wollte mir Schwalben-Opa unbedingt zeigen. Diese Schwalbe hatte durch einen schmalen Spalt unter der Tür hindurch in einen Holzschuppen gefunden und brütete dort abseits des Trubels der anderen Schwalben im Stallgebäude.
Schwalben-Opa erzählte mir, dass bis vor einigen Tagen noch etwa 80 Schwalben auf dem Hof waren. Die jungen Schwalben der 1. Brut und wohl auch einige adulte Schwalben waren bereits abgezogen. Trotzdem wurden noch in 9 Nestern Junge gefüttert, in einem Nest noch gebrütet und etwa 3 Familien waren mit den gerade flügge gewordenen Jungen über dem Hof auf Insektenfang.
Wir haben uns lange über die Brutvögel auf seinem Hof (neben Rauchschwalben Hausrotschwanz und Bachstelze) unterhalten. Mein Besuch war für Schwalben-Opa endlich eine Bestätigung, dass seine Schutzbemühungen doch nicht so „verrückt“ sein konnten, wenn jemand „von weit her“ mit dem Fahrrad durch die Dörfer unterwegs ist, um Schwalbenbestände zu erfassen.
Das Untersuchungsgebiet umfasst die Gemeinden Berkenbrück, Briesen, Jacobsdorf, Rauen und Steinhöfel jeweils mit allen Ortsteilen und Wohnplätzen sowie die Stadt Fürstenwalde.
Im Westen wird das Gebiet von einer gedachten Linie von Fürstenwalde über Trebus und Jänickendorf zur Neuen Mühle am Maxsee begrenzt. Nach Norden und Osten reicht es bis an den Landkreis Märkisch-Oderland und die Stadt Frankfurt (Oder) heran:
Schönfelde -> Fritzfelde -> Behlendorf -> Heinersdorfer Vorwerk -> Vorwerk Madlitz -> Sieversdorf -> Pilgram. Die Südgrenze verläuft über Biegen, Kersdorfer Schleuse, Dehmsee und Berkenbrück zurück nach Fürstenwalde.
Außerdem wurden große Teile der südwestlich an Fürstenwalde angrenzenden Gemeinde Rauen untersucht. Die ehemaligen Dörfer Langewahl, Alt Golm und Neu Golm wurden im August 2014 nur kurz besucht.
Mit Ausnahme weniger im Wald gelegener Wohnplätze (z.B. zwei Wohnblöcke am Dehmsee) wurden in allen Ortsteilen (ehemals Dörfern) und den kleineren Wohnplätzen sowohl Rauch- als auch Mehlschwalbenbrutplätze angetroffen. In dem eher landwirtschaftlich geprägten Untersuchungsgebiet befanden sich größere Kolonien an Rinderställen, z.B. in Buchholz und Behlendorf (Mehlschwalben) oder auf Reiterhöfen, z.B. Fritzfelde (Rauchschwalben) und Behlendorf (Rauch- und Mehlschwalben). Aber auch verschiedene Gewässer liefern mit Mücken usw. ausreichend Nahrung für große Mehlschwalbenkolonien, z.B. an einem Wohnblock in Steinhöfel nahe dem Schlosspark mit seinem Wasserlauf, an einem Block in Hasenfelde in der Nähe mehrerer Tümpel und Gräben, an einer Autobahnbrücke über die Spree östlich von Berkenbrück und direkt an der Kersdorfer Schleuse.
Traditionell sind Rauchschwalben als einzelne Paare auf Gehöften zuhause, wo Geflügel gehalten wird oder wo es neuerdings eine Hobbyzucht von Schafen oder Ziegen gibt. Aber auch ohne Tierhaltung fanden sich Brutplätze von Rauchschwalben, wenn die Schwalben die Möglichkeit hatten, in Schuppen, alten Scheunen usw. einzufliegen und wenn sich in der Nähe Gewässer wie Mühlengräben oder Dorfteiche für die Mückenentwicklung befanden.
In Fürstenwalde gibt es 2 kleine Mehlschwalbenkolonien im Stadtgebiet an der Fürstengalerie (Ortsteil Mitte) und an einer Tankstelle (Ortsteil Süd). Am Stadtrand befinden sich weitere Mehlschwalbenkolonien (z.B. am Gebäude der Abwasseraufbereitung und an wieder genutzten Ställen am Amselweg) sowie etliche Brutplätze von einzelnen oder wenigen Rauchschwalbenpaaren (z.B. Heideland, Buschgarten oder an der Großen Tränke). Die dörflichen Ortsteile Trebus und Molkenberg sind wie die umliegenden Ortsteile der Gemeinde Steinhöfel von beiden Schwalbenarten besiedelt.
2015 konnte ich in Hangelsberg trotz intensiver Suche leider keine Schwalben entdecken, obwohl durch die Müggelspree auch ohne Tierhaltung ausreichend Nahrung vorhanden sein müsste.
Die Untersuchungen sollen in den kommenden Jahren zunächst im Raum Saarow, Reichenwalde, Spreenhagen fortgesetzt werden.
Rauchschwalben brüten gern in Gesellschaft, überwiegend in Stallungen, in Scheunen und an anderen offenen Gebäuden, wo sie auf Balken und auf kleinen Vorsprüngen an Wänden ihre Nester bauen.
Wegen der Aufgabe landwirtschaftlicher Betriebe wurden vielerorts Stallungen und Scheunen abgerissen. Doch selbst an umgebauten oder gar neugebauten Stallungen muss die Rauchschwalbe nun draußen
bleiben. Oft werden Fenster eingebaut und mit dem Einsatz moderner Lüftungsanlagen bleiben auch die Türen geschlossen, so dass die Einflug- und Brutmöglichkeiten verloren gehen.
Mehlschwalben brüten gern in größeren Kolonien, im ländlichen Raum an Stallanlagen oder unter Brücken. Im Siedlungsbereich nutzen sie vor allem rauverputze Wände unter Dach- und
Fenstervorsprüngen oder Balkonen. Leider stören sich viele Hausbesitzer am Kot der Tiere und den Resten der Nistmaterialien. Die Nester werden deshalb oft mutwillig abgeschlagen, obwohl deren
Zerstörung ganzjährig gesetzlich verboten ist. Auch kann das Anbringen eines Kotbrettchens unter dem Nest die Verschmutzung der Hauswand effektiv verhindern.
Immer häufiger kommt es auch zu Abwehr- und Vergrämungsaktionen ganzer Brutkolonien durch Wohnungsbaugesellschaften und Vermieter, welche die Fassade zur Abwehr des Nestbaus mit Netzen abhängen oder sog. Spikes anbringen. Hierzu muss die Genehmigung der Umweltbehörden vorliegen und es müssen Ausgleichmaßnahmen für die Entfernung ehemals vorhandener Nester durchgeführt werden. Als Ersatz werden oft an anderer Stelle Kunstnester angebracht oder sogenannte Schwalbenhäuser bzw. -türme errichtet.
Leider ist festzustellen, dass besonders an den zumeist offen stehenden Türmen die künstlichen Nester oftmals nicht wie erhofft angenommen werden.
So wurden beispielsweise an Wohnblöcken in Schöneiche vor einigen Jahren etwa 50 Mehlschwalben-Nester entfernt und die Fassade danach abgehangen. Dafür wurde für sehr viel Geld in unmittelbarer
Nähe der Wohnhäuser ein Schwalbenturm errichtet, der jedoch bisher von keiner Schwalbe angenommen wurde.
Auch am Klinikum Bad Saarow wurden kürzlich über 70 Mehlschwalbennester entfernt – aus angeblich hygienischen Gründen. Auch dort wurden Kunstnester an leerstehenden Gebäuden angebracht und ein
Schwalbentum errichtet. In der Märkischen Oderzeitung (MOZ) erschienen hierzu zwei Artikel:
Schwalben schmähen teures Haus ( Artikel vom 10.03.2012 )
Schwalbenhäuser stehen noch leer ( Artikel vom 09.03.2012 )
Welche Faktoren die Annahme solcher Schwalbenhäuser begünstigen oder verschlechtern, ist noch nicht abschließend geklärt. Wir verfolgen die Entwicklung an den Standorten in Schöneiche und Bad Saarow auf jeden Fall weiter.
Sollten Sie Erfahrungen mit solchen Schwalbenhäusern gemacht haben – wir sind sehr an einem Erfahrungsaustausch interessiert!
Birgit Lindner und Karsten Laskowski aus dem Erkneraner Ortsteil Jägerbude erhielten am 7. August 2012 vom NABU Fürstenwalde die Auszeichnung „Schwalbenfreundliches Haus“.
Das Ehepaar betreibt seit Jahren erfolgreich eine Riesenschnauzerzucht. Noch viel erfolgreicher sind die beiden aber bei der „Vermehrung“ unserer heimischen Mehlschwalben. Um die 100
Mehlschwalbenpärchen (!) brüten jahrein, jahraus am Wohnhaus der Familie und werden dort freundlich geduldet, mitsamt den Hinterlassenschaften der im Nest sitzenden Schwalbenkinder.
Mit dem Projekt "Schwalben willkommen!" möchte der NABU auf den seit Jahren zu beobachtenden Rückgang des Bestandes der Mehl- und Rauchschwalben aufmerksam machen. Der Bestand dieser beiden heimischen Schwalbenarten nimmt seit Jahren stetig ab, weil leider immer weniger Menschen die Nester an ihren Gebäuden dulden.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Auszeichnung schwalbenfreundlicher Häuser mit einer Plakette aus Acrylglas, die an einem Privathaus, einem Hotel, einem Pferdehof oder einer Schule angebracht werden kann und dort die Tierfreundlichkeit ihrer Besitzer bezeugen wie auch andere Menschen motivieren sollen, sich für den Schutz unserer heimischen Schwalben einzusetzen!
Die Plakette wurde Frau Lindner und ihrer ebenfalls auf dem Hof wohnenden Mutter, Frau Heinich, im Beisein der Märkischen Oderzeitung überreicht, dessen Reporter von der großen Kolonie der Mehlschwalbe gleichfalls sehr beeindruckt war.
Frau Linder berichtete, dass häufig Radfahrer und Spaziergänger am Haus anhalten und erfreut das muntere Treiben am Haus beobachten. So häufig, dass die menschlichen Bewohner sich dann doch irgendwann für einen kleinen Zaun am Wegesrand entschieden haben. Bei Nachfrage kann die Kolonie jedoch auch weiterhin gerne näher besichtigt werden.
Machen Sie mit!
Melden Sie uns schwalbenfreundliche Häuser und helfen Sie uns, die Glücksbringer zu schützen!
Für alle Naturfreunde, die den Schwalben das Nestbauen erleichtern bzw. Mehl- oder Rauchschwalben ansiedeln wollen, kommen hier Tipps und Bauanleitungen für Nisthilfen:
» Bauanleitung Mehlschwalbennest
» Bauanleitungen Nester/Nisthilfen für Mehl- und Rauchschwalben