Dohlen in Oder-Spree

Nicht einmal eine Handvoll Städte im Landkreis bieten der Dohle noch ein Zuhause

 

Die Dohle ist aus dem ländlichen Raum Brandenburgs mittlerweile völlig verschwunden (Foto: T. Becker)
Die Dohle ist aus dem ländlichen Raum Brandenburgs mittlerweile völlig verschwunden (Foto: T. Becker)

Die Dohle kommt im Tätigkeitsbereich des KV Fürstenwalde leider nur noch in den Orten Erkner und Fürstenwalde vor.

Benachbarte Brutvorkommen finden wir erst wieder in der Köpenicker Altstadt der naheliegenden Hauptstadt sowie in Eisenhüttenstadt und Beeskow. An der Burg in Beeskow im Süden von LOS konnte die dortige Kolonie durch das Angebot zahlreicher Nistnischen erheblich gefördert werden und ist derzeit stabil.

Ursache für das lokale und regionale Verschwinden der Art ist zum Einen das Verschließen der seit Jahrhunderten von diesem Kulturfolger genutzten Turmfenster, Luken und Schächte in hohen Gebäuden. Kirchtürme werden aus naheliegenden denkmalschützerischen, aber auch aus thermoenergetischen Anreizen saniert. Immer spielt auch der Wunsch nach Hygiene, also Taubenabwehr eine große Rolle. Die Nischen und Dachöffnungen werden dann meist konsequent verschlossen. Die Dohle muss wie alle anderen Vögel draußen bleiben.

Aber auch das Nahrungsangebot schwindet mehr und mehr, weil Wiesen und Weiden von vergleichsweise weniger Insektenarten besiedelt werden. Diese sind aber die Grundlage bei der Aufzucht der Jungdohlen. Viele Brutplätze bringen deshalb seit Jahren regelmäßig einen Aufzuchterfolg von Null hervor. Die jungen Dohlen verhungern schlicht in ihren Turmnestern. Die Betreuung von extensiv genutztem Grünland und die Betreuung blüten- und damit an Insektenarten reichen Wildkrautwiesen ist also genauso dringlich wie die Verbesserung des Wohnraumangebotes.

Genezareth-Kirchturm in Erkner (Foto: M. Thüring)
Genezareth-Kirchturm in Erkner (Foto: M. Thüring)

Einer der ganz wenigen im Einzugsbereich des KV Fürstenwalde regelmäßig besetzten Brutplätze befindet sich an der Kirche der Genezareth-Gemeinde in Erkner.

Als die Kirche in den 1990er Jahren saniert wurde, setzte sich der  damalige Umweltdezernent beim Landkreis Dr. Gerhard Ziebarth im Zusammenwirken mit Pfarrerin C. Heilmann dafür ein, dass in die Spitze des Kirchturms unter den Schmuckgauben Nistplätze für die munteren Turmbrüter eingebaut werden. In alle vier Himmelrichtungen stehen seitdem je zwei übereinander liegende Nistkästen für die Dohlen bereit. Diese acht Nistplätze sind in den Folgejahren gut angenommen worden. In der Turmspitze gab es schon vorher zwei für Turmfalken angelegte Nistgelegenheiten, diese werden jetzt auch von den Dohlen genutzt.

 

Die Aktivisten unseres Kreisverbandes bemühen sich derzeit in Zusammenarbeit mit einem Erkneraner Unternehmer auf dem alten Industriegelände in Erkner an einem nach dem Rückbau der meisten Klinkerbauten noch verbliebenen Gebäude mit Turmdach, Nistgelegenheiten für weitere Dohlenpaare zu installieren.

 

Die Betreuung der Kolonie an der Genezareth-Kirche wird von der Gemeinde selbst organisiert. Der NABU Kreisverband wird der Artenschutzfreundlichen evangelischen Genezareth-Gemeinde in Kürze die Auszeichnung "Lebensraum Kirchturm" verleihen, um deren jahrzehntelanges Zutun für geflügelte Untermieter wie Dohlen, Falken und Fledermäuse zu würdigen und potenzielle Nachahmer zu ermutigen.

 

Die Eintragung von Zufallsbeobachtungen auf dem Dateneingabe-Portal "Ornitho.de" ist für unsere Naturschutzarbeit sehr erwünscht. In diesem durch Freizeitvogelgucker beständig durch Informationen angereicherten Beobachtungsarchiv gelingt es angemeldeten Nutzern durch Datenabfrage mit wenigen Klicks, die aktuelle Verbreitung auch so seltener Vogelarten wie der Dohle in einer Karte darzustellen.

Weitere Informationen zum Bestand bzw. zum starken Rückgang der Dohle im Land Brandenburg und Hilfsmöglichkeiten, finden Sie unter dem folgenden Link auf der Seite des NABU-Landesverbandes:

T. Becker